Nach bislang 6 SEO-Campixx-Wochenenden, teilweise mit angehängtem Next-Level-Day, sollte das Format 2015 nun eine ganze Woche über stattfinden, und dabei insbesondere den Blick „über den Tellerrand“ hinaus schärfen. Als die Week vor einem Jahr auf der letzten Campixx angekündigt wurde, war ich hin- und hergerissen. Und bin es heute immer noch.
1 Jahr Konferenzpause liegt hinter mir. Aus Gründen. 🙂
Aber 1 Konferenz gilt bei mir seit 6 Jahren als gesetzt: die Campixx. Ich bin ein echter Fan. Aus Gründen. 😉
Nun sollte ausgerechnet die in diesem Jahr auf eine ganze Woche ausgedehnt werden, erweitert v. A. um Nicht-native-SEO-Themen:
- Neuromarketing
- Media
- Creativity
- Communication
- Inbound Marketing
Für jedes Thema 1 Tag. Plus natürlich das SEO-Wochenende. Erstmal sagt der Bauch ja. Grundsätzlich glaube ich, dass es wichtig ist, auch mal über den Tellerrand hinaus zu blicken, persönlich bin ich vielseitig interessiert. Zudem empfand ich den Next-Level-Day immer als ein gutes „Soft Opening“. Also ja, gefühlt klingt das erstmal richtig.
Blöd nur der Kopf. Der sagt: „7 Tage in Berlin? Und wer macht deinen Job so lange?“. Nun muss man dazu sagen, dass ich zu der Zeit noch einen anderen Job hatte als heute, dennoch besteht das Grundproblem. SEO-Campixx selbst war dahingehend unproblematisch, je nachdem fiel halt der Freitag weg. Verschmerzbar. Bei einer ganzen Woche sieht das etwas anders aus.
Die besten Entscheidungen fällt jedoch immer der Bauch. Immer. 😛
Also Campixx:Week gebucht. Gedanklich dann die Woche durchgesponnen, auch unter der Annahme, dass das keine 7 Tage Konferenzvollprogramm werden, so dass ich mir etwas Arbeit mitgenommen habe und geplant hatte, den ein oder anderen Berliner Kontakt zu treffen. Ist sonst ja nicht immer ganz so einfach spontan möglich als Süddeutscher.
Inhaltsverzeichnis
Die Thementage
Es zeigte sich leider, dass es auch nicht ganz verkehrt war, etwas Arbeit dabeizuhaben. Für mich persönlich war die Informationsdichte der ersten Tage nicht ganz so hoch wie erhofft, aber am Ende dennoch höher als erwartet.
Zu kurz kam für mich eindeutig der Networkingpart in dieser Zeit, auch wenn das Rahmenprogramm hier versuchte Anreize zu schaffen. Externe Motivation für das Kennenlernen anderer Menschen ist nicht so mein Ding, aber vielleicht tu ich dem hier auch Unrecht. Zumindest am Lagerfeuer soll’s hin und wieder ganz nett gewesen sein.
Unterschiedliche Meinungen hörte ich auch zu den „Pooled Force Rounds“. Von totaler Begeisterung, bis hin zu höflicher Zurückhaltung. Mir persönlich fehlte vorab etwas die Vorstellung, wie mir das Konzept für mein Daily Business helfen könnte, so dass ich mich am Ende nicht angemeldet habe, auch weil es etwas nach „Verpflichtung“ klang. Vielleicht würde ich das heute tun.
Eindeutig fehlte aber etwas das Publikum, und zwar auch – meiner Meinung nach – die „üblichen Verdächtigen“. Klar, gerade das Format der Campixx ist auch dafür da, neuen Teilnehmern die Chance zu geben sich zu vernetzen, aber ich denke auch ihnen ist nicht geholfen, wenn sie das nur untereinander tun (können).
Die Gründe dafür sind natürlich vielfältig, ich hab mich auch mit einigen dazu unterhalten. Viele schreckten einfach vor den 7 Tagen zurück, zumal es für viele am Dienstag der Folgewoche gleich mit der SMX weiterging. Auch hörte ich oft die Stimme „SEO-Campixx ist ja nur am Wochenende“, in der Wahrnehmung unterscheiden also viele hier wirklich stark von den Thementagen.
So blieb die Captains Bar weitgehend leer. Ungewöhnlich für eine Campixx.
Besser wurde es dann ab Donnerstag. Inhaltlich wie auch vom Publikum her. Mit einer weiteren Steigerung am Freitag.
Das Wochenende
Das eigentliche SEO-Campixx-Wochenende machte dann vieles aber wieder wett. M. E. war das eine der besten Campixxe überhaupt:
- Inhaltlich auf einem so hohen Niveau wie seit Langem nicht. Ich hatte praktisch keinen Totalausfall zu verzeichnen, war tatsächlich seit Jahren zum ersten Mal wieder in allen Slots und ich hätte gerne noch den ein oder anderen Vortrag gehört.
- Es wurde wieder aus dem Nähkästchen geplaudert. Und wie! So offen wurde seit Jahren nicht mehr auf deutschen Konferenzen gesprochen. Das ist der alte Campixx-Spirit! Das ist auch, was viele die Jahre zuvor etwas bemängelt haben.
- Perfekte Organisation! Und das meine ich so. Das war mit Abstand die bestorganisierte Campixx aller Zeiten von einem tollen Team. Insbesondere Stefan und Amy waren gefühlt dreifach geklont und omnipräsent, wirkten souverän im Hintergrund, griffen dezent ein wo nötig und waren stets mit allen Nöten ansprechbar und hilfsbereit. Natürlich auch der Rest vom Team. Klopf denen ruhig mal auf die Schulter Marco!
- Es war wieder Klassenfahrt-Feeling. Die Jahre zuvor gab es immer stärkere Grüppchenbildung, übergreifende Kommunikation fand nicht so sehr statt. Das war dieses Jahr anders. Woran das genau lag? Keine Ahnung. Vielleicht einfach auch nur an zufriedenen Teilnehmern 😉
Die Sessions
Es gab zahlreiche tolle Vorträge, ich möchte dennoch 3 besonders hervorheben, weil sie einfach mega interessant und inspirierend waren:
- Marcus Tandler:
- Yandex Erfahrungsbericht
- Felix Beilharz:
- Wie man sich außerhalb der Online-Szene als Experte positioniert, ohne eine bekannte Agentur im Rücken zu haben
- Marcus Tober:
- Warum das Keyword-Zeitalter vorbei ist und Entitäten sowie user-zentrierte Topics die Zukunft der Suche sind!
Das Rahmenprogramm
War sehr umfangreich, abwechslungsreich und kurzweilig. Doch warum spielte am Samstagabend keine Band?
Haben ich und viele Andere nicht verstanden. Zumal die Bands in den letzten Jahren ja auch immer gut ankamen und für Stimmung sorgten. Stattdessen konnte einem der eingesetzte DJ schon fast leid tun. War für mich ein echter Minuspunkt für die Party.
Das Hotel
Darüber wird jedes Jahr mindestens genauso leidenschaftlich diskutiert, wie über zweifelhafte Sessions oder die jeweils aktuelle Buzzword-Sau. Eigentlich geht’s ja immer wieder um diese Punkte:
- Essen:
- wohl am Meisten diskutiert. Grundsätzlich bin ich keiner von der Diven-Fraktion, die sich gefühlt nur von Kobe-Rind ernährt. Dennoch stellt mich Essen von verminderter Qualität schnell vor große physiologische Probleme. Das ist leider ziemlich unlustig und manchmal nur mit einem Medikamentencocktail zu ertragen. Ich weiß das auch von anderen Teilnehmern. Dennoch hatte ich den subjektiven Eindruck, dass sich das dieses Jahr etwas gebessert hat.
- Personal:
- ich erlebte subjektiv ein entspannteres und freundlicheres Personal als in den Jahren zuvor. Dennoch gab es wohl auch Vorkomnisse insbesondere bei der Abreise, die überhaupt gar nicht gehn. Vom Gesamteindruck waren das Einzelfälle, dennoch darf sowas nicht passieren.
- Zimmer:
naja, bei Konferenzhotels drücke ich ohnehin meist n Auge zu. War OK, hatte aber auch ein leicht besseres Zimmer als sonst, warum auch immer.
- Bier:
- zumindest der Barbetrieb hielt wohl weitgehend stand. Aber dass in allen Getränkeautomaten bereits seit Donnerstagnachmittag das Bier leer war, und nicht mehr aufgefüllt wurde, obwohl von zahlreichen Gästen bemängelt, bleibt mir unverständlich. Dass das Freibier am Samstagabend anscheinend wohl alkoholfrei war, war jetzt auch nicht für jeden nachvollziehbar, aber OK. Bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: ich hab zu keiner Zeit sonderlich viel getrunken, finde aber auch, dass man zum Lachen nicht gleich in den Keller muss.
- WLAN:
- ja, die deutschen Onliner haben sich inzwischen an Kack-WLAN und unterirdisches Mobiles Internet auf Konferenzen gewöhnt. Bleibt für mich dennoch inakzeptabel, insbesondere wenn es etwas kostet. Andere können das inzwischen ja auch, daher ist mir das egal wie’s gelöst wird, Lösungen existieren ja scheinbar. Konnte das zwar durch ein einigermaßen vernünftiges Technik-Setup kompensieren, dennoch, 1 Woche mit schlechtem Internet ist zuviel.
- Lage:
- ich find sie gut. Doof find ich viel eher, dass begleitende Partys in Berlin-Mitte veranstaltet werden. Ich hab einfach keine Lust da fast ne Stunde mitm Taxi hinzufahren, Köpenick hat sicher auch Locations die man mitnehmen könnte.
Die Zukunft für die Campixx:Week?
Die liegt natürlich in den Händen von Marco. Ich könnte mir aber beispielsweise viel besser vorstellen, die Thementage wieder zu verdichten, z. B. auf zwei Tage. Ich glaube dann wäre inhaltlich ein ähnliches Niveau wie am Wochenende möglich und es ließen sich viel einfacher Teilnehmer dazu zu motivieren. Gerade das Problem „7 Tage“ bestünde dann so nicht mehr in der Form.
Beim Wochenende bitte – bis auf die Band – nichts verändern, das war schon sehr gut so!
Vielleicht auch mal über höhere Ticketpreise nachdenken, falls das ein Teil des Wunsches war, die Campixx-Dauer einfach zu verlängern.
Mein Fazit
Ich liebe die Campixx! Die Veranstaltung bleibt auch nächstes Jahr als bislang Einzige fix gesetzt. M. E. haben Marco und sein Team sehr viel verbessert und aus Suboptimalem der Vorjahre gelernt. Manche Veränderungen wie das Weglassen der Band sollten überdacht werden.
Ob es wieder die ganze Week wird? Hmm, wohl eher nicht. Aber einer verdichteten Campixx_Plus von Donnerstag bis Sonntag könnte ich viel Freude abgewinnen 😉